- Tiepolo führte ein Gemälde in kürzerer Zeit aus, als ein anderer
brauchte, um seine Farben zu reiben, und er malte, um eine Wette zu
gewinnen, in zehn Stunden zwölf Apostel in halber Lebensgröße.
- Hogarth war dafür bekannt, zu jeder Zeit ein Gesicht, welches ihn
faszinierte, zu skizzieren. Einmal wurde er im Bedford-Café dabei
beobachtet, wie er etwas mit einem Bleistift auf den Nagel eines
Daumen zeichnete und ihn einem Begleiter zeigte. Es war das sehr
außergewöhnliche Gesicht einer Person, die sich im selben Raum
aufhielt. Die Ähnlichkeit war frappierend.
|
|
- Der italienische Maler Paolo Uccello ließ eine Bretterverkleidung
errichten, während er an einem Werk arbeitete, damit niemand sehen
konnte, was er vorhabe. Donatello kam vorbei, neugierig, was das denn
für ein Werk sei, das er so geheim halte. "Du wirst es
sehen!" antwortete Paolo bedeutend. Donatello war also darauf
gefasst, bald ein Wunder zu erblicken, und traf Uccello eines Morgens
wieder, als dieser gerade sein Werk aufdeckte. Uccello war begierig,
ein Urteil zu hören. "Mein lieber Paolo", sagte Donatello,
"jetzt, wo es Zeit wäre, das Bild zu verdecken, enthüllst du
es."
- Dürer beschwerte sich bei seinem Venedigaufenthalt im Jahr 1506
über seine italienischen Kollegen: "Dagegen sind unter ihnen
auch die untreuesten, verlogenen, diebischen Bösewichte, von denen
ich nicht geglaubt hätte, dass sie auf dem Erdreich lebten. Ich habe
viele gute Freunde unter den Italienern, die mich warnen, dass ich mit
ihren Malern ja nicht esse und trinke. Auch sind mir ihrer viele feind
und machen mein Werk nach in den Kirchen und wo immer sie es bekommen
mögen; nachher schelten sie es und sagen, es sei nicht antikischer
Art, darum sei es nicht gut."
- Als Michelangelo noch ein Knabe war, zeichnete er mit anderen in der
Florentiner Kirche Santa Maria del Carmine in der von Masaccio
ausgemalten Kapelle, und er hatte die Angewohnheit, alle zu
verhöhnen, die dort zeichneten. Pietro Torrigiano wurde es irgendwann
zuviel, wie er Cellini berichtete; er ballte die Faust und schlug Michelangelo
so heftig auf die Nase, dass er Knochen und Knorpel so mürbe fühlte,
als wenn es eine Oblate gewesen wäre - und so hat er Michelangelo
für sein Leben gezeichnet.
- El Greco hatte Papst Pius V. vorgeschlagen, Michelangelos Fresko des
'Jüngsten Gerichts' abschlagen zu lassen, um es durch ein dem Ort
angemesseneres und nicht weniger schönes Werk zu ersetzen. Diese
Vermessenheit erregte die anderen Künstler in Rom so sehr, dass El
Greco vor ihrer Wut aus der Stadt fliehen musste. Er ließ sich
schließlich im spanischen Toledo nieder.
- Als Lodovico Orazi, damals päpstlicher Legat in Bologna, Guido Reni
besuchte, begann er, Pietro da Cortona, der ebenfalls in Bologna war,
über alle Maßen zu rühmen. Guido verdrehte die Augen, wusste er
doch auch, wie wenig ihn der berühmte Maler mochte. Orazi meinte
schließlich sogar, dass Cortona in seinem Verhalten fast ein Heiliger
sei, woraufhin ihm Reni nüchtern antwortete: "Ich glaube nicht
an diese falschen Heiligen, solange sie essen. Wenn er denn so heilig
wäre, dann würde er seine Kollegen nicht so sehr hassen, noch würde
er sie in Misskredit oder um ihren Verdienst oder sogar um ihren Ruf
bringen. Wenn dies einen Heiligen ausmacht, dann gebe ich mich
geschlagen."
- Jannis Kounellis sagte im Gespräch mit Joseph Beuys 1985: "Vor
fünf Jahren kam dieser schreckliche Maler Andy Warhol nach Italien.
Und man hat diesen Idioten an einem Tisch, wo auch Moravia und andere
saßen, gefragt, welche italienischen Künstler er kenn. Er hat
geantwortet, dass er von Italien nur die Spaghetti kenne ..." -
"Das war doch Ironie." - "Nein, er war überhaupt nicht
ironisch. Er sagte nur etwas sehr Beleidigendes. Er ist talentlos, ein
Publizist und kein Künstler."
|
|